Verhandlungen Richtgagen Filmschauspiel gescheitert

Die Einführung eines mehrstufigen Richtgagensystems für Kino und Fernsehen für professionelle Schauspieler:innen ist nach zwei Verhandlungen in der Paritätischen Kommission gescheitert. In anderen zentralen Punkten konnten sich die Verbandsvertreter:innen jedoch einigen: In Zukunft dürfen grundsätzlich keine Halbtagesgagen mehr angeboten werden und darf es keinen Gender Pay Gap mehr geben, wie er von der SSFV-Studie zum Einkommen von Schauspieler:innen in der Deutschschweiz (2021) nachgewiesen wurde. Um die Einhaltung der Lohngleichheit zu überprüfen, planen die Sozialpartner ein gemeinsames Gagenmonitoring. Die Produzierendenverbände und der SSFV werden eine entsprechende Vereinbarung aufsetzen. 

Ziel des SSFV war, analog zu den Richtlöhnen Crew ein mehrstufiges Richtgagensystem für das Filmschauspiel mit den Arbeitgebenden zu vereinbaren. Die Mehrstufigkeit hätte einerseits eine Anerkennung der wachsenden Berufserfahrung im Verlauf eines Schauspiellebens Rechnung getragen und andererseits die Gefahr von Gagendumping vor allem bei weiblichen und jüngeren Schauspieler:innen entgegen gewirkt. Der SSFV hat 2021 dazu entsprechende Leitlinien publiziert.  

Die Produzentenverbände GARP, IG unabhängige Produzenten und SFP boten jedoch nur Hand zu einer einzigen Mindestgage von Fr. 1'000. Dieses Angebot wurde von den zuständigen Gremien des SSFV aus verschiedenen Gründen abgelehnt:

  • Eine sogenannte Tagesgage umfasst weit mehr als den eigentlichen Drehtag: Mit der Gage werden ebenfalls sämtliche Vorarbeiten wie Textstudium, Rollenentwicklung, Masken- und Kleiderproben sowie allfällige Spielproben und weitere Dienstleistungen mehr bezahlt. Hinzu kommt die weitgehende Abtretung an Leistungsschutzrechten und Persönlichkeitsrechten. Eine «Tagesgage» muss diesem internationalen Usus Rechnung tragen und den gesamten Aufwand der Schauspieler:innen angemessen vergüten.

  • 1'000 Franken liegen weit unter den bisherigen Empfehlungen von den Schauspiel­verbänden SSFV, t. Theaterschaffen Schweiz und SzeneSchweiz von Fr. 1'400 für Berufseinsteiger:innen und Fr. 1'800 für erfahrene Schauspieler:innen.

  • Eine Mindestgage von Fr. 1'000 trägt nichts zur dringend nötigen Verbesserung der Einkommenssituation und sozialen Sicherheit von Schauspieler:innen in der Schweiz bei. Im Gegenteil, eine derart tiefe Mindestgage öffnet Tür und Tor für Gagendumping, da sie sogar noch unter den bisherig bezahlten durchschnittlichen Tagesgagen von Fr. 1'554 für Männer und Fr. 1'158 für Frauen in der Deutschschweiz liegt (SSFV 2021).


Der SSFV prüft derzeit alternative Vorgehensweisen, um die Gagen von Filmschauspieler:innen zu verbessern.

Für weitere Informationen stehen Ihnen die folgenden Personen gerne zur Verfügung:

Chantal Bolzern, Präsidentin 
Ursula Häberlin, stv. Geschäftsleiterin
Silvan Kappeler, Vorstandsmitglied und Präsident der Berufsgruppe Filmschauspiel

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