Solothurner Filmtage «Prix d’honneur» für die Kostümbildnerin Anna van Brée

Die Vorstellung, was eine Kostümbildnerin macht, ist meist geprägt durch historische Filme. Hier fällt ihre Arbeit auf. Was viele nicht wissen: Gerade bei Filmen, die in der Gegenwart spielen, ist ihr Handwerk aber besonders gefragt. Denn jede Kleidung trägt zum Charakter einer Figur bei. Der Prix d’honneur wird am Donnerstag, 18. Januar 2024 im Landhaus verliehen.

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Ihre Arbeit sieht man oft nicht, aber man nimmt sie immer wahr. In jedem Moment. Kostümbildner:innen tragen mit ihrem Handwerk massgeblich zur Charakterisierung einer Figur bei, sie sorgen für Authentizität und dafür, dass Schauspieler:innen den Charakter ihrer Rolle finden können. Sie sind im steten Dialog mit der Regie, mit der Maske, mit den Bühnenbildner:innen und brauchen viel Empathie, um Schauspieler:innen so einzukleiden, damit sie ihre Rolle leichter verkörpern können. Das ist genauso (oder fast noch mehr) bei Filmen gefragt, die in der Gegenwart oder der näheren Vergangenheit spielen wie auch bei historischen Filmen. Beim Begriff «Kostümschinken» wird uns die Bedeutung dieser Arbeit bewusst, nicht aber, wenn Kleidung und Figur unaufdringlich eine natürliche Einheit bilden.

Erzählen, was Worte nicht können
«Mit Anna van Brée wird eine Kostümbildnerin prämiert, die aufgrund ihrer Erfahrung, ihrer Filmografie und ihren Fähigkeiten eine hervorragende Botschafterin für diesen wichtigen Beruf ist» begründet Niccolò Castelli, künstlerischer Leiter der Solothurner Filmtage die Auszeichnung von Anna van Brée mit dem «Prix d’honneur». «Alle wissen, dass hinter jedem Film eine Kostümbildnerin oder ein Kostümbildner steht, aber leider wissen nur wenige, woraus diese Kunst besteht.» Kostümbildner:innen erzählen, was Worte nicht immer können: Charaktereigenschaften von Protagonist:innen, ihre Wünsche oder ihre Vergangenheit.

Breite Erfahrung in Film und Theater
Es ist das erste Mal, dass der «Prix d’honneur» an eine Kostümbildnerin verliehen wird. Anna van Brée, 1964 geboren in Belgien, lebt in Lausanne und arbeitet für Film- und Theaterproduktionen. Sie studierte Modedesign an der l’Académie des Beaux-Arts in Antwerpen und Inszenierung an der Hochschule der Künste in Brüssel. Seit Jahren ist sie als Kostümbildnerin für Film, Theater, Oper und Tanz tätig während sie gleichzeitig ihre Karriere als Regisseurin innerhalb ihrer Theatergruppe «la belgosuisse» weiter verfolgt.  Sie wirkte in rund 20 Filmproduktionen mit, arbeitete unter anderem mit den Regisseur:innen Ursula Meier, Jacco Van Dormael und Antoine Russbach sowie im Theaterbereich mit Guy Cassiers, Philippe Sireuil, Mathieu Berthollet und Christianne Jatahy zusammen. Sie war auch Kostümbildnerin für den Film «L’Enfant d’en haut» von Ursula Meier, welcher 2012 den Silbernen Bären der Berlinale gewann, oder für die aktuelle RTS-Dramaserie «Die Unruhestifter» von Delphine Lehericey oder für den Spielfilm «Les histoires d’amour de Liv S.» von Anna Luif, welcher an den Solothurner Filmtagen Premiere feiert.

Der Prix d’honneur wird am Donnerstag, 18. Januar 2024 um 17:15 Uhr im Landhaus Solothurn übergeben.

Im Anschluss an die Preisverleihung wird «Retour en Alexandrie» von Tamer Ruggli gezeigt, in welchem Anna van Brée unter anderem den französischen Filmstar Fanny Ardant eingekleidet hat. Am Freitagmorgen, 19. Januar, nimmt Anna van Brée an der Diskussionsrunde «Fare cinema» teil zum Thema «Kleider machen Leute».

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