Der «Prix d’honneur» geht dieses Jahr deshalb an den Chefbeleuchter André Pinkus, Mitgründer des FTK FilmtechnikerInnenkollektivs. Das Spiel mit Licht und Dunkelheit stand von Anfang an im Mittelpunkt des Kinos. Doch das Handwerk selbst blieb immer im Schatten. Vieles darüber kann man aus Büchern lernen. Aber um zu wissen, wie man mit Licht arbeitet, braucht es jahrelange Erfahrung.
Mit André Pinkus wird an den 58. Solothurner Filmtagen ein Beleuchter ausgezeichnet, welcher nicht nur das Schweizer Filmeschaffen der letzten vierzig Jahre mitprägte, sondern auch die Entwicklungen im Film seit den 1970er-Jahren mitmachte. 1980 war er Mitgründer des FTK FilmtechnikerInnenkollektivs, welches mit viel Idealismus und wenigen Mitteln startete. Heute ist die Firma eine der wichtigsten Ausrüsterinnen von Schweizer Filmproduktionen und zählt knapp 20 Angestellte. André Pinkus wirkte in über 40 Filmproduktionen mit und arbeitete unter anderem mit Regisseur:innen aus vier Generationen des Schweizer Kinos zusammen: Kurt Früh, Yves Yersin, Alain Tanner, Richard Dindo, Markus Imhof, Robert Boner, Villi Hermann, Alexander Seiler, Marcel Gisler, Sabine Boss, Lionel Baier, Xavier Koller oder Léa Pool. Im Histoire-Programm der 58. Solothurner Filmtage sind gleich zwei Filme zu sehen, bei denen André Pinkus in der Rolle des Chefbeleuchters tätig war: «Emporte-moi» (Léa Pool, 1999) und «Dani, Michi, Renato & Max» (Richard Dindo, 1987).
Generationenprägende Arbeit
Sein Licht hat die Gesichter von grossen Schauspielerinnen und Schauspielern aus einem halben Jahrhundert wie etwa Walo Lüönd oder Bruno Ganz geprägt. Er war die rechte Hand von Kameramännern wie Renato Berta, Carlo Varini, Pio Corradi und Felix von Muralt. André Pinkus hat in seiner 40-jährigen Berufskarriere als Beleuchter und Filmtechniker sein Wissen stets auch an junge Beleuchter:innen weitergegeben. Ganz im Sinne der 58. Ausgabe der Solothurner Filmtage, die das Filmemachen in den Fokus rückt, darf deshalb ein Ehrenpreis für die Beleuchtung nicht fehlen.
Der Tessiner Laudator Renato Berta, Kameramann der französischen und schweizerischen Nouvelle Vague, schätzt André Pinkus nicht nur wegen seiner «offensichtlichen beruflichen Qualitäten», sondern auch wegen seiner ruhigen Arbeitsweise und seiner Fähigkeit, Entscheidungen im Kollektiv zu treffen. «Die Arbeit wurde immer im Dialog verteilt. Noch heute bewundere ich seine Ruhe, die manchmal missverstanden werden konnte, aber in Wirklichkeit ein Weg war, um schnell ans Ziel zu kommen – ohne hierarchische Entscheidungen, die heutzutage allzu oft an der Tagesordnung sind.»
Zwanzigstes Bekenntnis der Region zur Kultur
Der «Prix d’honneur» wird von den Gemeinden im Solothurner Bezirk Wasseramt dieses Jahr zum zwanzigsten Mal gestiftet. Für Simon Wiedmer, Gemeindepräsident in Kriegstetten und Vertreter der Präsidentenkonferenz ist der Preis nicht nur «ein Zeichen der Wertschätzung für die Arbeit von André Pinkus, sondern zugleich ein Ausdruck der Verbundenheit der Wasserämter Gemeinden für die Filmkultur und die Institution Solothurner Filmtage, welche sich in unserer Region seit bald 60 Jahren für das Kulturschaffen einsetzt». Der diesjährige Preis gehe an einen Vertreter einer Sparte, die sonst nie im Rampenlicht stehe, sondern diesmal wortwörtlich hinter ihm, so Wiedmer.
Der «Prix d'honneur» wird am Donnerstag, 19. Januar 2023, 18 Uhr im Landhaus Solothurn übergeben. Die 58. Solothurner Filmtage finden vom 18. bis 25. Januar 2023 statt.
Weitere Informationen: Eric Send, Medienverantwortlicher presse@solothurnerfilmtage.ch +41 79 730 36 84